Die Klimakrise kennt keine Grenzen

Bestimmt ist dir bewusst, dass wir Kieler das Klima nicht ganz alleine retten können. Wir fangen bei den folgenden Betrachtungen trotzdem in unserer Wohnumgebung an, die wir gemeinsam unmittelbar beeinflussen können.

Anschließend erweitern wir den Horizont auf ganz Deutschland und anschließend auf den ganzen Globus.

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Klimakrise Regional

Als Bundesland zwischen Nord- und Ostsee ist der Meeresspiegelanstieg für Schleswig-Holstein eine der direkten Bedrohungen der Klimakrise. Doch auch die anderen Folgen der Erderhitzung wirken sich in Norddeutschland aus, dazu zählen häufigere Extremwettereignisse, Dürre sowie der Verlust der Artenvielfalt.

Meeresspiegelanstieg und Küstenschutz

Im Wattenmeer der Nordsee leben knapp 300 Menschen auf den Halligen, das sind kleine Inseln, von denen ein Großteil regelmäßig überschwemmt wird. Die Wohnhäuser sind auf Erhöhungen, den sogenannten Warften gebaut, damit sie trocken bleiben. Der Meeresspiegelanstieg führt jedoch dazu, dass die Überschwemmungen immer häufiger werden. Stärkere Stürme bedrohen nicht nur die Menschen, sondern auch die Nester von rund 60.000 Küstenvögeln. Ein weltweit einzigartiges Ökosystem ist hier in Gefahr.

Auf dem Festland wurde als Anpassung an die zunehmenden Sturmfluten der sogenannte Klimadeich eingeführt. Er hält größeren Belastungen stand und könnte bei Bedarf auch später noch weiter erhöht werden, sodass sich die Küsten vermutlich bis Ende des Jahrhunderts schützen lassen. Für die Zeit danach hängt es sehr davon ab, welche Kipppunkte im weltweiten Klimasystem ausgelöst werden. Das Abschmelzen von Eismassen an Land kann dazu führen, dass der Meeresspiegel um mehrere Meter ansteigt.

Mit Deichen allein ist es beim Küstenschutz jedoch nicht getan, zumal ca. 20% der Landesfläche Schleswig-Holsteins tiefer als der Meeresspiegel liegt. Diese Gebiete werden als Niederungen bezeichnet. Mit verschiedenen Methoden werden sie aktiv entwässert, was jedoch durch den Meeresspiegelanstieg immer schwieriger wird.

Die Landesregierung hat für die bedrohten Gebiete der Nord- und Ostsee sowie der Niederungen jeweils Strategien erarbeitet, wie den Gefahren im Zeitraum bis 2100 begegnet werden kann.

Einfluss von zunehmenden Wetterextremen auf die Landwirtschaft

Die Klimakrise führt auch zu häufigeren Wetterextremen wie langer Dürre und starkem Regen. Dadurch ist die Landwirtschaft besonders betroffen und hat deshalb zum Beispiel 2018 in Nord- und Ostdeutschland 30% weniger Getreide geerntet als normal. Der Schaden belief sich auf etwa 770 Mio. €. Insgesamt ist zu beobachten, dass die Erträge in Jahren mit Wetterextremen stark einbrechen. Dadurch, dass diese Extreme in Zukunft weiter zunehmen werden, steigt das Risiko bei der Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln.

Aussagen über langfristige Trends in der Landwirtschaft werden im Monitoringbericht 2019 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel noch nicht gemacht. 

Biologischer Klimaschutz

Die Artenvielfalt ist auch in Schleswig-Holstein sehr stark bedroht. Schutzmaßnahmen in diesem Bereich können auch zum Klimaschutz beitragen. Dies betrifft beispielsweise die Wälder, die etwa 11% der Landesfläche ausmachen. Sie bestehen zum Teil ausschließlich aus Nadelbäumen, was sie sehr anfällig für Schädlinge und Sturmschäden macht. Das Ziel des Programms „Biologischer Klimaschutz“ besteht deshalb darin, die Wälder strukturreich mit verschiedenen Baumarten umzubauen und aufzuforsten. Dies fördert nicht nur die Widerstandsfähigkeit des Waldes, sondern auch die Artenvielfalt.

Gesunde Wälder dienen zudem als langfristige Senke von Kohlenstoffdioxid. Indem sie das Treibhausgas der Atmosphäre entziehen, leisten sie einen unverzichtbaren Beitrag zur Einhaltung der 1,5°C-Grenze.

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Interaktiver Klimaatlas für Norddeutschland

Auf der Website https://www.norddeutscher-klimaatlas.de/ kann sich jede:r selbst die Klimaveränderungen für Norddeutschland bei verschiedenen Szenarien anhand von Karten ansehen. Die bereitgestellten Daten basieren auf Berechnungen von Klimamodellen. 

Ausgehend von dem Emissionsszenario RCP8.5, welches die Realität in den vergangenen 15 Jahren sehr gut abgebildet hat, wird die durchschnittliche Temperatur in Schleswig-Holstein bis 2100 um ca. 2,9°C steigen. Die Zahl der Frosttage, also Tage, an denen die Temperatur unter den Gefrierpunkt fällt, wird abnehmen. Je nach Klimamodell schwanken die Zahlen stark. Die kleinste mögliche Abnahme beträgt 14 Tage, die größte 60 Tage. Als Bundesland zwischen Nord- und Ostsee ist der Meeresspiegelanstieg für Schleswig-Holstein eine der direkten Bedrohungen der Klimakrise. Doch auch die anderen Folgen der Erderhitzung wirken sich in Norddeutschland aus, dazu zählen häufigere Extremwettereignisse, Dürre sowie der Verlust der Artenvielfalt.

Klimakrise Regional (2)

Meeresspiegelanstieg und Küstenschutz

Im Wattenmeer der Nordsee leben knapp 300 Menschen auf den Halligen, das sind kleine Inseln, von denen ein Großteil regelmäßig überschwemmt wird. Die Wohnhäuser sind auf Erhöhungen, den sogenannten Warften gebaut, damit sie trocken bleiben. Der Meeresspiegelanstieg führt jedoch dazu, dass die Überschwemmungen immer häufiger werden. Stärkere Stürme bedrohen nicht nur die Menschen, sondern auch die Nester von rund 60.000 Küstenvögeln. Ein weltweit einzigartiges Ökosystem ist hier in Gefahr.

Auf dem Festland wurde als Anpassung an die zunehmenden Sturmfluten der sogenannte Klimadeich eingeführt. Er hält größeren Belastungen stand und könnte bei Bedarf auch später noch weiter erhöht werden, sodass sich die Küsten vermutlich bis Ende des Jahrhunderts schützen lassen. Für die Zeit danach hängt es sehr davon ab, welche Kipppunkte im weltweiten Klimasystem ausgelöst werden. Das Abschmelzen von Eismassen an Land kann dazu führen, dass der Meeresspiegel um mehrere Meter ansteigt.

Mit Deichen allein ist es beim Küstenschutz jedoch nicht getan, zumal ca. 20% der Landesfläche Schleswig-Holsteins tiefer als der Meeresspiegel liegt. Diese Gebiete werden als Niederungen bezeichnet. Mit verschiedenen Methoden werden sie aktiv entwässert, was jedoch durch den Meeresspiegelanstieg immer schwieriger wird.

Die Landesregierung hat für die bedrohten Gebiete der Nord- und Ostsee sowie der Niederungen jeweils Strategien erarbeitet, wie den Gefahren im Zeitraum bis 2100 begegnet werden kann.

Einfluss von zunehmenden Wetterextremen auf die Landwirtschaft

Die Klimakrise führt auch zu häufigeren Wetterextremen wie langer Dürre und starkem Regen. Dadurch ist die Landwirtschaft besonders betroffen und hat deshalb zum Beispiel 2018 in Nord- und Ostdeutschland 30% weniger Getreide geerntet als normal. Der Schaden belief sich auf etwa 770 Mio. €. Insgesamt ist zu beobachten, dass die Erträge in Jahren mit Wetterextremen stark einbrechen. Dadurch, dass diese Extreme in Zukunft weiter zunehmen werden, steigt das Risiko bei der Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln.

Aussagen über langfristige Trends in der Landwirtschaft werden im Monitoringbericht 2019 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel noch nicht gemacht.

Biologischer Klimaschutz

Die Artenvielfalt ist auch in Schleswig-Holstein sehr stark bedroht. Schutzmaßnahmen in diesem Bereich können auch zum Klimaschutz beitragen. Dies betrifft beispielsweise die Wälder, die etwa 11% der Landesfläche ausmachen. Sie bestehen zum Teil ausschließlich aus Nadelbäumen, was sie sehr anfällig für Schädlinge und Sturmschäden macht. Das Ziel des Programms „Biologischer Klimaschutz“ besteht deshalb darin, die Wälder strukturreich mit verschiedenen Baumarten umzubauen und aufzuforsten. Dies fördert nicht nur die Widerstandsfähigkeit des Waldes, sondern auch die Artenvielfalt.

Gesunde Wälder dienen zudem als langfristige Senke von Kohlenstoffdioxid. Indem sie das Treibhausgas der Atmosphäre entziehen, leisten sie einen unverzichtbaren Beitrag zur Einhaltung der 1,5°C-Grenze.

Quellen
  • Monitoringbericht des UBAs (Interministeriellen Arbeitsgruppe Anpassungsstrategie) 10. 2019 Dessau-Roßau Umweltbundesamt
  • Nordddeutscher Klimaatlas (Dr. Insa Meinke) 01. 2023 Helmholtz-Institut
  • Regionale Anpassung in Schleswig-Holstein (Dr. Anna-Catharina Wollmer) 07. 2022 Kiel Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur des Landes Schleswig-Holstein
  • Auf dem Weg in die "Heißzeit"? Planet könnte kritische Schwelle überschreiten (Will Steffen, Johan Rockström, Katherine Richardson, Timothy M. Lenton, Carl Folke, Diana Liverman, Colin P.Summerhayes, Anthony D. Barnosky, Sarah E. Cornell, Michel Crucifix, Jonathan F. Do) 08. 2018 Harvard University, Cambridge www.pik-potsdam.de
  • Generalplan Küstenschutz des Landes Schleswig-Holstein (Dr. Jacobus Hofstede) 04. 2022 Mercatorstraße 3 24106 Kiel Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein

Klimakrise Deutschland

Bislang ist die Temperatur in Deutschland infolge der Klimakrise seit 1881 um 1,5°C gestiegen. Damit schreitet die Erderhitzung hierzulande schneller voran als im globalen Durchschnitt.

Gesundheitliche Folgen

Die Klimakrise führt zu insgesamt mehr Extremwetterereignissen und dabei vor allem zu mehr Hitzewellen. Die Anzahl heißer Tage in Deutschland hat sich zwischen 1951 und 2018 mehr als versechsfacht und dieser Trend wird sich weiter verstärken. Das führt derzeit pro Jahr zu 6000 bis 7500 zusätzlichen Todesfällen. Insgesamt sind die gesundheitlichen Folgen des zunehmenden Extremwetters vielfältig.

Neben der Belastung durch extreme Hitze ergeben sich weitere gesundheitliche Risiken aus einer Zunahme der Pollen, die Allergien hervorrufen können sowie aus der Verbreitung von krankheitsübertragenden Mücken.

Überschwemmungen und Starkregen

Die Flutkatastrophe im Kreis Ahrweiler im Juli 2021 zeigt, welche zerstörerische und tödliche Bedrohung von Hochwasser ausgeht. Die Gefahr von Überschwemmungen wird zunehmen, denn in Zukunft werden Starkregenereignisse häufiger vorkommen und ausgetrocknete Böden nehmen Niederschlag nicht so schnell auf, sodass es in solchen Situationen leichter zu Überschwemmungen kommen kann.

Um sich in Zukunft vor Flutkatastrophen an Flüssen zu schützen, können diese wieder mehr in ihren natürlichen Zustand versetzt werden. Denn die Begradigung von Flüssen, die Abholzung von Auenwäldern und die Bebauung von Überschwemmungsgebieten haben dazu geführt, dass die Landschaft weniger Wasser zurückhalten kann. Wenn es dann zu vermehrten Regenfällen kommt, steigen die Pegel der Flüsse schneller. 

Zunehmende Dürreperioden

Wenn die Pegelstände der Flüsse andererseits durch langanhaltende Dürren fallen, hat dies ernste wirtschaftliche Folgen. Es können dadurch weniger Güter über Flüsse transportiert werden, was zu einem weiteren Preisanstieg führt. Im Jahr 2022 sanken die Pegel mehrerer europäischer Flüsse so weit, dass Binnenschiffe nur zu 30-40% beladen werden konnten. In der Folge wurde vermehrt auf LKW gesetzt, die allerdings sehr viel mehr Treibhausgase emittieren, um die gleiche Menge an Gütern zu transportieren.

Eine weitere Folge der niedrigen Pegel ist eine reduzierte Leistungsfähigkeit von Kraftwerken, die das Flusswasser zur Kühlung benötigen. Aufgrund des Umweltschutzes müssen sie sich an Auflagen halten und die Menge an Kühlwasser reduzieren. Anderenfalls würde sich das Wasser in den Flüssen zu stark erwärmen, was weitreichende ökologische Folgen nach sich zieht. Die Kraftwerke in mehreren europäischen Ländern haben aus diesem Grund im Sommer 2022 weniger Strom produziert. Ein auf dezentralen erneuerbaren Quellen basierendes Energiesystem ist demgegenüber resistenter.

Langanhaltende Trockenheit erhöht außerdem die Waldbrandgefahr. Besonders dramatisch hat sich dies in den vergangenen Jahren in Portugal gezeigt, doch auch in Deutschland verursachen Waldbrände jährlich Schäden in Millionenhöhe.

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Quellen
  • Monitoringbericht des UBAs (Interministeriellen Arbeitsgruppe Anpassungsstrategie) 10. 2019 Dessau-Roßau Umweltbundesamt
  • Ergebnisse des Weltklimarates (Lena Puttfarcken) 11. -0001 Klimasimulation.de

Klimakrise Weltweit

„Wir führen ein gewaltiges Experiment mit unserem Planeten aus, mit zum Teil ungewissem Ausgang. Wenn wir nicht genau wissen, was im Einzelnen passieren wird, sollten wir es nicht herausfinden wollen. Deswegen zählt jedes Zehntel Grad, welches man vermeiden könnte.“ Diese Aussage stammt von Prof. Dr. Mojib Latif, einem renommierten Klimaforscher aus Kiel.

Die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen haben sich darauf geeinigt, die Erderhitzung auf möglichst 1,5°C und deutlich unter 2°C zu begrenzen. Dennoch steuert die Welt zum Ende des Jahrhunderts auf einen Temperaturanstieg von 2°C bis über 3°C zu und das auch nur, wenn die beschlossenen Klimaschutzpläne eingehalten werden.

Großstädte weltweit sind mehrfachen Gefahren ausgesetzt

Die Folgen der Klimakrise sind weltweit sehr vielfältig, doch insgesamt nehmen Extremwetterereignisse zu. Einerseits steigt die Zahl der Tage mit extremer Hitze. Zum anderen sind Regenfälle, wenn sie auftreten, intensiver. Beide Phänomene stellen Städte vor riesige Herausforderungen, denn durch die dichte Bebauung erhitzen sich die Städte mehr als der ländliche Raum und Regenwasser kann nicht so leicht versickern, sodass es schneller zu Überschwemmungen kommen kann. Dadurch dass seit langer Zeit weltweit Menschen vom Land in Großstädte ziehen, ist ein immer größerer Teil der Gesellschaft diesen Risiken ausgesetzt.

Weltweit liegen die meisten Großstädte an der Küste und mit dem steigenden Meeresspiegel kommt noch eine weitere Bedrohung auf sie zu. Die Infrastruktur muss schnell an die sich verändernden Bedingungen angepasst werden. Gleichzeitig müssen Emissionen schneller reduziert werden, um das Tempo des Meeresspiegelanstiegs nicht weiter zu beschleunigen.

Menschen und Landwirtschaft in Zeiten der Erderhitzung

Die Erderhitzung ist an Land höher als im globalen Mittel, weil die Ozeane mehr Wärme aufnehmen können. Dies bekommen Menschen weltweit zu spüren. Der Anteil von ihnen, dessen Heimat droht zu einer Wüste zu werden, hat sich zwischen 1961 und 2017 verdoppelt. Im gleichen Zeitraum sind von Dürre betroffene Gebiete um 50% gewachsen, während Moore und Sümpfe um 25% geschrumpft sind.

In der Landwirtschaft sorgt die Klimakrise für Ernteausfälle und höhere Preise. Eine Milliarde Menschen lebt direkt von der Landwirtschaft und ist somit besonders stark von den Klimafolgen betroffen. Dabei haben Frauen in der Ernährungssicherheit eine zentrale Rolle inne und sind somit besonders gefährdet. Gerät die Versorgung mit Nahrungsmitteln ins Stocken oder erhöhen sich die Preise infolge der Knappheit, steigt auch das Risiko für politische Unruhen und Konflikte.

Die Klimakrise als Faktor globaler Sicherheit

Nicht nur aufgrund von Ernteausfällen und damit verbundener Lebensmittelknappheit kann es zu Konflikten kommen. Die Folgen der Klimakrise wirken schon heute als Verstärker von Konfliktpotenzialen, weshalb sie bereits seit einigen Jahren fester Bestandteil deutscher Sicherheitspolitik sind.

Risiken bestehen beispielsweise zwischen Ländern, die an dem gleichen Fluss liegen. Aufgrund zunehmender Dürren entnehmen Länder mehr Wasser, wobei die flussabwärts gelegenen Gebiete offensichtlich im Nachteil sind. In der Region Kaschmir, wo Pakistan, Indien und China aneinander grenzen gibt es schon lange Auseinandersetzungen. Die Klimakrise verschärft die Situation nun dadurch, dass in der Region die Quellen der großen Flüsse liegen, die die angrenzenden Länder mit Wasser versorgen. Wetterextreme können in Gegenden wie dieser zu einer weiteren Eskalation führen.

Die Folgen der Klimakrise beeinflussen sich häufig gegenseitig und deshalb müssen Maßnahmen zur Anpassung zusammen mit sicherheitspolitische Strategien entwickelt werden.

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Quellen
  • IPCC Special Report on the Ocean and Cryosphere in a Changing Climate ([H.-O. Pörtner, D.C. Roberts, V. Masson-Delmotte, P. Zhai, M. Tignor, E. Poloczanska, K. Mintenbeck, A. Alegría, M. Nicolai, A. Okem, J. Petzold, B. Rama, N.M. Weyer (eds.)]) 01. 2019 Cambridge, UK and New York, NY, USA IPCC

1,5 Grad versus 2 Grad Erhitzung

Nachdem sich die Vereinten Nationen im Pariser Klimaabkommen darauf geeinigt haben, die Erderhitzung auf 1,5°C-2°C zu begrenzen, wurde der Weltklimarat IPCC damit beauftragt, die Folgen dieser Temperaturanstiege genauer zu untersuchen. Aktuell beträgt der durchschnittliche globale Temperaturanstieg ca. 1,1°C. Es ist daher nicht mehr viel Raum bis zur 1,5°C-Grenze.

Die Unsicherheiten eines Emissions-Overshoots

Steigt die Erderhitzung mit dem bisherigen Tempo weiter an, wird die Grenze von 1,5°C Erderhitzung zwischen 2030 und 2052 überschritten. Alle Szenarien des IPCC zum CO2-Ausstoß, die eine Begrenzung des Temperaturanstiegs um 1,5°C langfristig ermöglichen, sehen einen sogenannten „Overshoot“ vor. Damit ist gemeint, dass zuerst mehr Emissionen ausgestoßen werden, als zur Einhaltung der 1,5°C-Grenze eigentlich erlaubt wären. In der Folge kann auch die Erderhitzung mehrere Jahrzehnte über der angestrebten Grenze von 1,5°C liegen, bevor sie sich dieser Marke wieder annähert. Das überschüssige CO2 muss aktiv aus der Atmosphäre entfernt werden, beispielsweise durch Aufforstung oder verschiedene technische Methoden zur CO2-Einspeicherung.

Die potenziellen Risiken eines Overshoots sind noch nicht hinreichend erforscht. Je ausgeprägter er ist, desto größer werden die Unsicherheiten, ob beispielsweise Kipppunkte ausgelöst werden. Es ist also unsicher, ob mit einem Overshoot die Erderhitzung tatsächlich langfristig auf 1,5°C begrenzt werden kann.

Die unterschiedlichen Auswirkungen von 
1,5°C oder 2°C mehr

Ein Sonderbericht des Weltklimarats IPCC hat die unterschiedlichen Folgen einer Erderhitzung von 1,5°C gegenüber 2°C näher untersucht. Einige der Ergebnisse dieses Berichts sind nachfolgend aufgelistet, wobei es sich bei den Angaben um weltweite Mittelwerte handelt. Ein halbes Grad Erhitzung mehr scheint nicht viel, hat aber katastrophale Auswirkungen.

  • Artensterben bis 2100
    1,5°C: 6% aller Insekten, 8% der Pflanzen und 4% der Wirbeltiere werden ausgestorben sein
    2°C: Dreimal so viele Insekten und jeweils doppelt so viele Pflanzen- und Wirbeltierarten werden ausgestorben sein im Vergleich zur 1,5°C-Erhitzung.
  • Korallenriffe
    1,5°C: Bis 2050 sind mindestens 70% aller Korallenriffe weltweit abgestorben.
    2°C: Alle Korallenriffe sind bis 2050 komplett verschwunden.
  • Hochwasser bis 2100
    1,5°C: Bezogen auf den aktuellen Wert, wird sich das Hochwasserrisiko bis 2100 verdoppeln.
    2°C: Das Risiko für Hochwasser steigt um 170%.
  • Extreme Hitzewellen mindestens einmal alle 20 Jahre
    1,5°C: 9 % der Weltbevölkerung sind betroffen.
    2°C: 28% der Weltbevölkerung sind betroffen.
  • Dürre und Wassermangel bis 2100
    1,5°C: 50 Mio. Menschen betroffen
    2°C: 410 Mio. Menschen betroffen

Einfluss auf den Meeresspiegelanstieg

Obwohl der Anstieg des Meeresspiegels bei 1,5°C nur 0,1m unter dem für 2°C liegt, wären 10 Millionen Menschen weniger durch die damit verbundenen Folgen gefährdet. Langfristig wird der Meeresspiegel sowohl bei 1,5°C als auch bei 2°C Erderhitzung sehr viel höher ansteigen und bis 2300 weisen die Klimamodelle Unterschiede im Bereich von mehreren Metern auf. Da sich diese Berechnungen aber so weit in die Zukunft erstrecken, enthalten sie auch vergleichsweise große Unsicherheiten. 

Entscheidender ist das Tempo des Meeresspiegelanstiegs. Je langsamer das Wasser steigt, desto mehr Zeit haben Menschen, um sich anzupassen. Eine Begrenzung des weltweiten Temperaturanstiegs auf 1,5°C würde zu so einem langsameren Anstieg führen.

Egal um welche Bereiche es geht, jedes Zehntel Grad Erderhitzung verschlimmert die Konsequenzen und muss vermieden werden.

Quellen
  • IPCC Special Report on the Ocean and Cryosphere in a Changing Climate ([H.-O. Pörtner, D.C. Roberts, V. Masson-Delmotte, P. Zhai, M. Tignor, E. Poloczanska, K. Mintenbeck, A. Alegría, M. Nicolai, A. Okem, J. Petzold, B. Rama, N.M. Weyer (eds.)]) 01. 2019 Cambridge, UK and New York, NY, USA IPCC
  • Folgen der Klimakrise: 1,5 Grad versus 2 Grad 11. -0001 WWF.at

Kipppunkte – Die sich selbst verstärkende Gefahr im Klimasystem

Zahlreiche Systeme in unserem Klima von Wäldern über Gletscher bis zu Meeresströmungen reagieren ab einem sogenannten Kipppunkt sehr empfindlich. Beim Überschreiten solch eines Kipppunktes treten selbstverstärkende Effekte ein und das System organisiert sich neu. Dabei spricht man auch davon, dass das System von einem stabilen Zustand in einen anderen stabilen Zustand übergeht, der für Ökosysteme und Menschen allerdings fatale Folgen haben kann.

Ist ein Kipppunkt erst einmal überschritten, kann die weitere Entwicklung nicht mehr aufgehalten werden, auch dann nicht, wenn der Ausstoß aller Treibhausgase sofort beendet würde. Außerdem kann es zu einer Art Dominoeffekt zwischen mehreren Kippelementen kommen, sodass nacheinander mehrere Kipppunkte überschritten werden. Aus diesen Gründen warnen Forschende eindringlich davor, noch mehr Treibhausgase auszustoßen und so den Kipppunkten näher zu kommen. 

Ein Beispiel für einen solchen Kipppunkt ist das Abschmelzen des arktischen Meereises. Die Oberfläche ist im gefrorenen Zustand weiß und reflektiert viel Sonnenlicht. Schmilzt das Eis jedoch, tritt die dunklere Meeresoberfläche hervor, die sich durch Sonneneinstrahlung weiter erhitzt. In der Folge schmilzt noch mehr Eis und der Effekt beginnt, sich selbst zu verstärken.

Verschiedene Kippelemente werden bei unterschiedlichen Temperaturbereichen instabil. Die Eisschilde Grönlands und der Westantarktis können bereits bei einer Erderhitzung von 1,5°C bis 2°C unaufhaltsam abschmelzen. Auch Korallenriffe werden in diesem Temperaturbereich in der Nähe des Äquators absterben.

Bei einem weiteren Temperaturanstieg drohen auch die Permafrostböden in Sibirien und dem Norden Kanadas aufzutauen. Zusätzlich kann es zum Absterben des Amazonas Regenwaldes kommen. Beides würde riesige Mengen an Treibhausgasen freisetzen und den Treibhauseffekt noch weiter verstärken.

Das Klima wird sich aufgrund dieser menschengemachten Krise noch über Jahrhunderte verändern, selbst dann, wenn es gelingen sollte, die Erderhitzung auf 1,5°C zu begrenzen. Insbesondere bei Klimamodellen über längere Zeiträume führen die Kipppunkte zu großen Unsicherheiten. Dennoch ist klar, dass sich das Risiko unaufhaltsamer Konsequenzen verstärkt, je mehr Treibhausgasemissionen wir verursachen.

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Quellen
  • Auf dem Weg in die "Heißzeit"? Planet könnte kritische Schwelle überschreiten (Will Steffen, Johan Rockström, Katherine Richardson, Timothy M. Lenton, Carl Folke, Diana Liverman, Colin P.Summerhayes, Anthony D. Barnosky, Sarah E. Cornell, Michel Crucifix, Jonathan F. Do) 08. 2018 Harvard University, Cambridge www.pik-potsdam.de